Hallo, darf ich mich kurz vorstellen, ich bin Don Satchmo, 7 Jahre alt und der Bub meines Herrchens Jan.
Mein Herrchen ist eine Querschnitte, wie er immer gerne sagt, das heißt für Euch, ein hochgradig querschnittsgelähmter Tetraplegiker, der ständig auf einen Rollstuhl und ganz viel fremde Hilfe
angewiesen ist.
Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich Jan zum ersten Mal traf. Sein dicker Bauch hatte es mir sofort angetan. So viel Platz zum Kuscheln und Sabbeln, ganz für mich allein. Wer konnte da
schon „Nein“ sagen, also habe ich ihn sofort in mein Herz geschlossen!
Ich sollte für eine große Sache bestimmt sein, denn ich sollte sein neuer ständiger Begleiter sein und ihn in seinem Lebensalltag mit meiner Liebe überrennen und dabei auch noch viele
Hilfeleistungen erbringen.
Wir haben viel zusammen geübt und wenn ich will, habe ich einen ausgezeichneten Grundgehorsam, laufe locker an der Leine beziehungsweise am Rollstuhl und hebe ihm auch gerne mal ein paar Sachen
vom Fußboden auf, die ihm unachtsam heruntergefallen sind. Ich kann auch das Licht an- und ausmachen und Türen auf und zu, aber alles hat seinen Preis, ich will dafür immer geknuddelt werden und
ohne Leckerlis geht schon gar nichts. Da mache ich auch keine Ausnahme!
Im Verlauf meiner bisherigen Ausbildung zum Behindertenbegleithund waren wir häufig mit Schwierigkeiten konfrontiert. Ich habe mir gleich zweimal das Kreuzband gerissen und mein Herrchen hat sich
ganz solidarisch auch das Bein kompliziert gebrochen. In dieser Zeit konnten wir nichts für unsere Ausbildung tun.
Durch die lange Unterbrechung kam es häufig zu Rückschritten, sodass wir bei vielen Dingen immer wieder von vorn beginnen müssen. Es kostete uns beiden ganz viel Kraft, die uns über unsere
Grenzen hinauswachsen ließ, um immer wieder und wieder von vorn anzufangen. Ich will nicht sagen, dass ich alles vergessen habe, aber wenn ich mich nicht ständig wiederhole und natürlich ständig
meine Leckerlis bekomme, kann ich doch so manchmal was überhören oder übersehen.
Die Ausbildung zum Behindertenbegleithund ist eine kostenintensive Angelegenheit, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken kann. Die vielen Eindrücke, die wir sammeln, sind so vielfältig,
dass jeder Tag anders ist. Auch wir Hunde haben unsere dummen 5 Minuten, aber Jan gehört immer meine volle Aufmerksamkeit. Dies wird oft von Menschen und Tieren, die uns begegnen,
missinterpretiert.
Jetzt glaubt ihr sicher, dass ich ein fauler Neufundländer bin, wenn ich immer noch in der Ausbildung bin. Da muss ich Euch gerade eines Besseren belehren! Im täglichen Leben bin ich für die
Erledigung von wichtigen Aufgaben zuständig. An erster Stelle steht, dass ich immer und überall im Weg herumliege, sodass mein Herrchen um mich herumfahren muss, das hält ihn richtig fit. Dann
möchte ich natürlich immer spielen und kuscheln, auch das ist für mein Herrchen ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Sich auf die faule Haut legen gibt es bei mir nicht. Beim Gassigehen bin
ich eine große Nummer, weil ich alles genau beobachte und anbelle. Das hält mein Herrchen auch auf der geistigen Ebene fit, denn wenn er beim Gassigehen vor sich hinträumt, wecke ich ihn mit
einem kräftigen Ruck am Rollstuhl. Das ist immer wieder ein riesiger Spaß, natürlich in erster Linie für mich! Es ist mir nicht wichtig, meine eigene Person zu erwähnen, doch ich bin perfekt auf
meinen Herrchen zugeschnitten und bringe ihm große Freude. Wenn er bellen könnte, sodass wir ihn verstehen könnten, müsste er Euch erzählen, dass er wieder viel unabhängiger und selbstständiger
geworden ist, ganz allein durch mich.
Auch die viele frische Luft tut seinem Körper gut und auch wenn ich heute nicht mehr auf seinen Bauch passe, finde ich doch immer wieder Platz, um mich auf ihm auszubreiten, sodass er auch noch
was für seine Atmung tut. Schließlich bin ich heute ein wahrhaft wundervoller, großgewachsener Neufundländer, der ein traumhaftes Heim bei seinem Herrchen gefunden hat, trotz seiner schweren
Behinderung und der zahlreichen Hindernisse, die uns bereits ins Gesicht gesprungen sind.
Unsere Ausbildung ist stets von tiefem Interesse, und unser treuer Hundetrainer Uwe (Uwe Scheuermann-Dogtrainingscenter) ist erfreut, uns gefunden zu haben. Uwes enormes Engagement, bei dem wir
großartige Fortschritte sowohl im Kleinen als auch im Großen erzielen, fordert mich schon seit mehr als vier Jahren.
Meine Ausbildung ist von Bedeutung, da ich sehe, dass mein Herrchen täglich mehr Hilfe benötigt. Die 36 Jahre Querschnitte sind für ihn sehr belastend und ich bin manchmal mit meinen Aufgaben
überfordert. Ich benötige eine Anleitung, wie ich es besser machen kann, Uwe hilft mir dabei.
Ich bin ein Neufundländerrüde, geduldig und gutmütig. Es gibt bei mir keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Und auch wenn Du es mir nicht glaubst, ich bin wirklich intelligent und weiß
jederzeit durch meine Instinkte, wann es meinem Herrchen nicht gut geht. Insbesondere in der Nacht, wenn er im Schlaf auf einmal nicht mehr richtig atmet, dann wird er einfach geweckt, Punkt aus.
Ich kann Euch sagen: Das mag er so gar nicht, denn ich wecke ihn immer mit einem ganz fürchterlich feuchten Kuss. Ich liebe es zu küssen, und wer mir nicht glaubt, wird mir sicher bald begegnen.
So, genug von mir! Drück mir die Daumen, dass meine Lebensausbildung von Erfolg gekrönt ist und wenn ihr uns jetzt noch mit einer kleinen Spende unterstützt – gibt’s auch zwei, drei Küsschen von
mir, denn allein durch Euch, habe ich solch ein tolles Leben.
Euer Satchmo